Hi Peter,
pholler hat geschrieben: ↑So Dez 20, 2020 11:12 amIch wollte schon seit längerem mal fragen warum es eigentlich Überspannungsschutz für KNX aber nicht für 1W gibt.
War schon lange geplant, aber hatten wir vorher einfach nicht geschafft. Alleine die Zertifizierung im Blitzschutzlabor kostet soviel wie ein Wagen der unteren Mittelklasse.
pholler hat geschrieben: ↑So Dez 20, 2020 11:12 amWo gehören die denn dann verbaut? Im E-Verteiler?
Bei einem Überspannungsereignis sind grundsätzlich die Isolierungen gefährdet, weil die Überspannung sich hin zu niedrigeren Spannungen ausgleichen will.
Die niedrigste (ausgeglichenste) Spannung (das Bezugspotential) ist die Erde (der Planet im Ganzen). Durch seinen großen Querschnitt und seine immense Masse ist es nicht nur der beste Leiter der Welt (weil es die Welt selbst ist) sondern hat auch eine extrem hohe Aufnahmekapazität für freie Elektronen. Die Erde ist also das Bezugspotential das sich ideal zum Ausgleich von Ladungen eignet. Ein jedweder Elektronenüberschuss wird immer versuchen wollen, sich gegen die Erde auszugleichen.
Insofern will eine Überspannung sich immer zum niedrigeren Potential, also zumeist zur Erde hin ausgleichen. Das kann auch eine "ferne Erde" sein, also der Erdungspunkt in der nächsten Trafostation bzw. der Potentialausgleichserder aller Häuser in der Umgebung des eigenen Gebäudes sein, die an der gleichen Versorgungsleitung angeschlossen - also galvanisch miteinander verbunden - sind.
Um dorthin zu gelangen, wird eine Überspannung versuchen die im Wege stehenden Isolationen durchzuschlagen, wenn eine bessere direkte galvanische Verbindung zur lokalen und / oder fernen Erde nicht verfügbar ist.
Ein Überspannungsableiter tut nichts anderes, als im Moment der Überspannung alles angeschlossene galvanisch miteinander zu verbinden um den Ausgleich der Ladungen zu ermöglichen - und damit die Isolation bzw. andere Wege vor Überlastung zu schützen. Isolationen sind auch solche eines Halbleiterüberganges und der Leitungsverbindungen in elektronischen Bauelementen. Beides ist schon bei vergleichsweise kleinen Spannungen überlastet.
Zur Frage: Es ist also die Isolation der Leitungen, aller Platinen und elektronischen Bauelementen am Bus (Busmaster & Sensoren) und die Isolation in der jeweiligen Spannungsversorgung (der Blitz will womöglich vom 1-Wire
durch das Netzteil zum Außenleiter und Neutralleiter, ggfls. auch dem PE/PEN in Richtung "ferne Erde") die es zu schützen gilt.
pholler hat geschrieben: ↑So Dez 20, 2020 11:12 amIst so ein Schutz nicht in den PBM integriert?
Nein, nicht in der Größenordnung um Blitzstromtragfähig zu sein, außerdem haben wir kleinen PE-Anschluss am Busmaster
- Der PBM (und auch der TWS 350Q / 950Q / 960Q) haben einen Schutz von 30 kV / 25 A pro Port.
- Der 1-Wire Überspanungsschutz hat einen PE-Anschluss (der für einen effektiven Blitzschutz Voraussetzung ist) und schafft mehrere tausend Ampere. Das ist schon ganz was anderes.
Der Grund warum das nicht schon eingebaut ist:
1. Es braucht viel mehr Platz und teure Beuteile
2. Wir hätten dann auch einen PE Anschluss gebraucht
3. Zusätzliche Zertifizierung (sofern man es bewirbt)
Wir haben es immer wieder mit Kunden zu tun, die nach einem massiven Blitzschlag mit immensen Problemen dastehen. Das Fehlerbild ist uneinheitlich und ändert sich in den Wochen nach dem Ereignis. Technische Komponenten, die zunächst nach dem Ereignis noch funktionierten, fallen plötzlich doch aus. Es gibt nie ein klares Bild, was der Versicherung letztlich zu melden ist. Sofern für den Schaden geleistet wird, ist der Ersatz oft auf die Komponenten beschränkt, Der Aufwand für die Integrationsarbeit um das alles zu konfigurieren, wird oft nicht bezahlt. Schon gar nicht, wenn es das eine oder andere Teil gar nicht mehr gibt und die Anlage deshalb anders aufgebaut werden muss.
Wir sollten immer wieder Schäden begutachten und Schreiben an Versicherungen ausstellen, das hat einfach keinen Spaß gemacht.
Daher haben wir uns vor Jahren entschlossen, einen richtig ordentlichen Blitzschutz für die im Smarthome genutzten Bussysteme zu verwenden. Mit dem KNX haben wir angefangen (höhere Stückzahl) und nachdem dies 2 Jahre alles prächtig funktioniert und wir NULL Reklamationen hatten, erweitern wir das nun. In der ersten Welle kommen die oben genannten fünf neuen BlitzARTs dazu und wenn das gut angenommen wird, haben wir noch Ideen für fünf bis zehn weitere solcher BlitzART Überspannungsschutzelemente.
lg
Stefan