Hallo zusammen,
nun ein Tag später und drüber geschlafen.
In der Neubewertung denken wir, dass wir - mit dem was verfügbar war an Informationen - richtig und in der richtigen Reihenfolge gehandelt haben.
- Es war uns klar, dass jemand gesucht wird
- Es war demnach völlig richtig, diese Suchmannschaften - alleine so ein Hubschrauber kostet einen hohen vierstelligen Betrag pro Flugstunde - als allererstes die Info zu geben, dass sich eine unbekannte Person - 300 bis 500 m vom Suchradius entfernt - auf unserer Terrasse befindet. Was sollen wir da erstmal lange mit demjenigen diskutieren. Die Suchmannschaften sind es, welche die Info brauchen.
- Außerdem hatten wir uns von dem Gespräch mit der Polizei erhofft eine Info zu bekommen, ob das eine gefährliche Person ist oder eine hilflose Person. Mir war hier die Einschätzung der Polizei wichtiger als in einer Diskussion mit einem unbekannten Person herauszufinden, was der möchte. Normalerweise, wenn jemand öffentlich gesucht wird, dann gab es Radiodurchsachen, Twitter-Nachrichten, Nina und andere Warnapps. Eigentlich gibt es - seit dem letzten Warntag auch funktionierend - die regionale Warn-SMS an ALLE eingeloggten Handys.
- Das wir keine Info und NULL Handlungsempfehlungen erhalten haben, war nicht hilfreich. Ich durfte schon davon ausgehen, nachdem die Polizei ja nur wenige hundert Meter weiter war, diese dann auch direkt zu uns kommen.
- Wir haben ein kleines Kind mit 2,5J. Dieses Kind kann für sich und seine Sicherheit keine Entscheidung treffen. Wir Erwachsene mögen für uns entscheiden, dass wir ein Risiko eingehen und mit einer fremden Person im Dunklen in einem weitestgehend abgelegenen Haus Kontakt aufnehmen. Ihr müsst Euch das so vorstellen, es ist wirklich richtig dunkel hier. Es gibt keine Straßenbeleuchtung, im Garten sieht man die Milchstraße.
- Meine Entscheidung war daher, auf der sicheren Seite zu bleiben und auch für die Person auf der anderen Seite unberechenbar. Es soll nicht aus den Stimmen, Intonation und der Ansprache selbst in der Lage sein, Rückschlüsse über Anzahl, Geschlecht, Konstitution, Bewaffnung potentieller Gegner zu schließen. Da ich sicher war, dass die Polizei die paar hundert Meter zu uns schnell schaffen wird, habe ich mich entschlossen, mich im Haus zu bewaffnen und nur im Falle eines Eindringens uns zu verteidigen, ansonsten wollte ich das den Profies überlassen.
- Der Lichtschalter für die Außenbeleuchtung befindet sich neben der Terrassentür. Es ist nicht wirklich so leicht wie es klingt, wenn Du weißt, da ist jemand (könnten auch mehrere sein), der über einen Zaun gestiegen ist, es ist nur etwas Holz und Glas und Du sollst da nun hingehen und den Lichtschalter drücken. Stellt man sich alles ganz leicht vor, wenn man das ließt. Hab es auch geschafft, aber schon zweimal durchgeatmet. Das Mordsmesser in der Hand und mit der anderen das Licht eingeschaltet. Anschließend das Handy gesucht (mit piepsen über die Suchfunktion der Uhr) und dann per HUE die Außenbeleuchtung an.
- Damit wurde das Ergebnis auch erreicht, weil die unbekannte Person dann weg ist (wie ich heute weiß, weil er dann ja erkannt hatte dass er nicht am Haus seines Bruders war).
Kontext
Es gibt zwei Dinge, die ich noch nicht erwähnt habe, weil das blöd klingt, mag aber meine Sorgen in dem Moment verstärkt haben, ist ja eh nicht rational.
1. Als meine Frau mich mit - es waren mehrere - gellenden Schreie geweckt haben (und das sind Schreie, Leute, in einer solchen panischen Not wollt Ihr Eure Frau nie schreien hören. So ein wirklich echter Hilfeschrei lässt Dir das Blut in den Adern gefrieren und alles Adrenalin raushauen was geht, das kann man NICHT nachvollziehen) hatte ich gerade geträumt, dass ein Einbrecher im Haus war, den ich mit dem Nachtkästchen auf der Treppe erschlagen habe. Wirklich IN DEM MOMENT als meine Frau um Hilfe geschrien hatte. Nein, ich träume sonst sowas nicht.
Als wie wenn das Universum mich auf etwas aufmerksam machen wollte. Das Nachtkästchen ist übrigens ein Stück abgesägter Baum, so wie ein Hackklotz, nur mit besserem Finish. Keine Schubladen, nur ein (schöner) Klotz aus Sumpfeiche. Wiegt locker 20 bis 30 kg. Es wäre wohl die gewaltigste Waffe neben dem Bett. Dann kam das Geschrei. Ich war also schon "vorgeladen". (Den Klotz habe ich aber nicht genommen, aber hätte ich ein Geräusch gehört, hätte ich den geholt)
2. Jetzt wird es skurril. Ich war tags zuvor beim Baumarkt um neue Flaschen zu holen, wir machen Sylvester immer Grillen. Typ an der Kasse, wie soll ich sagen, groß, breitschultrig, aber so einen Blick von der Art "the Lights are on, but nobody is home upstairs". Einscannen, Ja mit Karte, Beleg.
Denn sieht er mich so an:
Er: "Ich weiß jetzt gar nicht, was ich Ihnen Wünschen soll"
Ich: (ungläubiger Blick): "Nun, ich denke einen guten Rutsch und ein gutes neues Jahr, zumindest wünsche ich Ihnen das".
Er: "Nein, Ich wünsche Ihnen, dass wenn Sie jemanden verprügeln, dass das keine Kamera aufzeichnet"
Ich: (WTF?)
Er: "Also wenn Sie angegriffen werden, vielleicht, aber besser ist ohne Kamera"
Ich: (WTFuuuuuuuuuck) "Ich will mich gar nicht prügeln" (und denke mir, du siehst schon so aus, als würdest Du gerne prügeln und wurdest wohl gerade erwischt)
Ich: "Aber es gibt ja auch heute überall Kameras, da kann man ja nie sicher sein" (Hilfe... wie komme ich weg von hier).
Er: Schmunzelt, sieht mich mit einem eigenartigen Blick an und sagt "Doch im Wald. Da kann man gut jemanden verprügeln, da gibt es keine Kamera"
Ich: Schiebe den Wagen mit den Flaschen so schnell wie möglich raus und will nur noch Land gewinnen.
gurumeditation hat geschrieben: ↑Mo Jan 01, 2024 12:23 pmWas man in so einer Situation besser machen könnte?
Vielleicht einfach mal die Person ansprechen... aus der Geschichte scheint sie weder bedrohlich noch aggressiv gewesen zu sein.
Mit DEM Kontext? Diesem Gespräch eines Ortansässigen von Nachmittag zuvor? Prügeln im Wald? Dort suchen Sie gerade mit Hubschrauber und Taschenlampe? Und da steht einer vor der Tür, der einen etwas vertraulich "Ich bin Simon" anspricht? Und dann eben gerade noch von einem Einbrecher im Haus geträumt, dem ich den Kopf mit dem Nachtkästchen aka "schwerer Holz-Klotz" zertrümmert habe?
Und da glaubst Du, ich mache einen auf Sigmund Freud und mache ruhig und verständlich eine Psychoanalyse durch die Terassentür? Man muss dazu sagen, man sah nur dessen Füsse und die Hose, weil das Rollo war runter und damit konnte ich nix von der Person sehen. Es war sehr unheimlich.
Die Terrassentüre ist ja auch nicht der Eingang zum Haus. Die Terrasse ist komplett umzäunt. Wenn jemand Hilfe sucht in der Pampa, dann geht er zur Haustüre und klingelt und steigt nicht in der vollkommen dunklen Nacht den Anhang um das Haus hoch, umrundet es, um von hinten - über den Zaun steigend - direkt an der Terrassentür versucht reinzukommen. Im ABSOLUT DUNKLEN. Außerdem lag draußen noch Grillbesteck, womöglich auch die 40 cm lange Grillgabel.
Ne, sorry, da gehe ich eher von Gefahr aus. Die Person hätte auch was anderes sagen können, wie "ich habe mich verirrt, ich friere, ich brauche Hilfe bitte". Oder an der richtigen Türe klingeln. Das ist was gaaaaanz anderes, als an einer dünnen Terrassentüre zu klopfen. Weil ein Einbrecher klingelt nicht. Aber nicht so.
Ich durfte von einer potentiell gefährlichen Situation ausgehen und ich denke, es war völlig richtig, ZUERST die Polizei zu rufen, die ja auch in der Nähe war. Sie haben diese Person dann ja auch aufgegriffen (nur nicht erkennbar für uns).
Wir überlegen noch was wir machen werden, aber wir werden was ändern.
Stefan