Erfahrung mit der Loxone
Verfasst: Do Aug 16, 2018 6:34 pm
Stefan hatte ich im Vorstellungsthread ja gebeten, meine Erfahrungen mit der Loxone zu schildern. Dem komme ich hier gerne nach.
Vorweg geschickt sei, dass es sich um meine persönlichen Eindrücke und Erfahrungen handelt. Die einzelnen Punkte wird ein anderer sicher anders bewerten, vielleicht sind sie für ihn auch nicht relevant. Außerdem bin ich wesentlich mehr in der KNX- (und Software-) Welt zu Hause und meine eigene Installation ist zum weit überwiegenden Teil KNX. Manches kann also auch an unzureichendem Wissen auf meiner Seite. Da die Loxones zur Zeit bei mir stabil laufen (das war nicht immer der Fall) habe ich auch länger kein Update mehr installiert, daher kenne ich auch den aktuellen Stand der Software nicht.
Was bei der Loxone zunächste einmal wirklich positiv ist, sie stellt in kompakter Bauform viele Funktionen zur Verfügung. Nur mit Loxone und Netzteil hat man 8 digitale (24V) und 4 analoge (0-10V) Eingänge sowie 8 digitale (230V, 5A) und 4 analoge (0-10V) Ausgänge. Eine entsprechende Kombination auf so engem Raum kenne ich in der KNX Welt nicht, das ganze damals zu dem Preis eines 10-fach KNX Schaltaktors (heute sind die Aktoren deutlich günstiger geworden).
Nach anfänglichen starken Problemen laufen die Loxones jetzt auch stabil. Am Anfang bin ich über eine Menge Bugs gestolpert und auch in die Begrenzung der (aus meiner Sicht zu knapp bemessenen) Hardwareressourcen gelaufen. Auch hat Loxone es immer mal wieder geschafft, bei einem Update Bugs in funktionierende Funktionen einzubauen. Qualitätssicherung scheint da ein Fremdwort gewesen zu sein. Meine damalige Erfahrung war so schlecht, dass ich die Software schon lange nicht mehr aktualisiert habe und nur noch kleinere Änderungen an der Konfiguration vornehme. Das wäre mein erster Hinweis an Euch: Vernünftig getestete Updates mit ausreichender Änderungsdokumentation, in der z.B. Inkompatibilitäten und bekannte Fehler erwähnt werden. Da habe ich aber keine Zweifel, dass das beim Timberwolf gut laufen wird!
Aus der KNX Welt kommend vermisst man vielleicht die Statusanzeige der Kanäle sowie die Möglichkeit zur Handbedienung, außerdem sind nur monostabile Relais verbaut. Mir persönlich gefallen auch die Schraubklemmen nicht, Federklemmen wie z.B. bei Hager finde ich besser, aber die Schraubklemmen sind auch in der KNX Welt verbreitet. Schwerwiegender ist, dass die Relais nur mit 5A dimensioniert sind. Auch hat mir damals eine Angabe zur Isolation gefehlt, wie sieht es aus, wenn man 230V und 24V auf den Relais mischt. Daher habe ich ausnahmslos für alle Ausgänge Koppelrelais verwendet, die bieten dann auch eine Statusanzeige und die Möglichkeit zur Handbedienung, machen aber den Platzvorteil zunichte.
Wirklich schlecht konstruiert ist der SD-Karten Slot an der Seite der Loxone. Um ihn zu erreichen muss man die Abdeckung der Verteilung abnehmen, mit der Gefahr, dass dann auch die 230V in der Verteilung offen zugänglich sein können. In meinen Augen ein absolutes "No go" für einen Slot, den der Endkunde erreichen muss. Zudem sollte links von der Loxone nichts verbaut sein und die Führung der Karte ist so schlecht, dass sie im Gehäuse verschwinden kann. Das dann in Verbindung mit einem früheren Bug, der die SD Karten sehr schnell zerschossen hat hat mich schon fluchend mit der Pinzette vor der Verteilung stehen lassen. Der Bug tritt jetzt wohl nicht mehr auf, vorsichtshalber habe ich aber auch jegliches Logging deaktiviert, was ja nicht im Sinne des Erfinders sein kann.
Allgemein halte ich es für einen Designfehler bei einem solchen System eine SD-Karte als für den Betrieb zwingend notwendiges Bauteil einzusetzen. Zumal ich auch erst von Elabnet weiss, dass es die auch in "gut" gibt. Einen entsprechenden Hinweis hätte ich mir von Loxone gewünscht.
An einer der Loxones setze ich die 1-Wire Extension ein, zum einen weil es gerade praktisch war, vor allem aber weil ich zur Vermeidung von Überspannungsschäden 1-Wire nicht über fast 100m Leitungslänge vom Wiregate in den Außenbereich führen wollte (die Loxone ist über LWL angebunden). Daran betreibe ich in einer sternförmigen Verkabelung (ging nicht anders) einen Multisensor (1m Anschlussleitung), 3 Temperatursensoren (Länge der Anschlussleitung jeweils wie von Elabnet geliefert) sowie zwei Temperatursensoren mit 10m und 15m Anschlussleitung. Ich bin ziemlich sichern dass das selbst mit dem blauen Busmaster problemlos laufen würde, bei der Loxone musste ich den Sensor an der 10m Leitung entfernen, erst danach hat es funktioniert.
Programmiert wird die Loxone über eine Windows Software. Da ich selbst ausschließlich Macs und Linux nutze, muss ich dafür eine virtuelle Maschine vorhalten. Das funktioniert, ist aber lästig, allerdings für die meisten wohl kein Problem. Jedenfalls finde ich eine Webbasierte Lösung wie beim Timberwolf deutlich besser.
Die Programmierung selbst erfolgt grafisch. Da kann ich mir vorstellen, dass es für Einsteiger deutlich einfacher ist, mir gefällt es nicht. Das ganze wird bei größeren Logiken sehr schnell unübersichtlich (daran solltet ihr beim Timberwolf unbedingt arbeiten). Außerdem fehlen Möglichkeiten, die ich als Softwareentwickler gewohnt bin. Nur als Beispiel: Mal eben zwei Versionen der Programmierung vergleichen oder sie vernünftig in einem Git-Repository zu verwalten geht nicht. Häufig hat mir bei der Fehlersuche auch eine Möglichkeit gefehlt, einen Block zeitweise "auszukommentieren". Das ist in der grafischen Programmierung sicher nicht so leicht wie im Quellcode, aber es wären schon Möglichkeiten denkbar. Das gleiche gilt aber z.B. auch für die ETS.
In der Software geht einiges, trotzdem hatte ich das Gefühl schnell an die Grenzen zu gelangen, selbst wenn man innerhalb der Loxone Welt bleibt. Umständlich (aber lösbar) wird es, wenn man externe Datenquellen (z.B. Webseiten) einbinden oder die Werte in eine externe Datenbank schreiben will. Letzteres habe ich so gelöst, dass alle Werte auf dem KNX-Bus landen und Wiregate sowie openHAB sie in RRD, Influx und Postgres Datenbanken schrieben.
Auch bei der Visualisierung kommt man zwar schnell zu einem Ergebnis, aber dann auch sehr schnell an die Grenze. Damit meine ich nicht mal so sehr eine "hübsche" Darstellung, das kann ich eh nicht, eher die Flexibilität. Das klappt selbst mit dem Basic-UI von openHAB deutlich besser, die cometVisu ist noch mal um Größenordnungen flexibler.
Der Punkt der mich mit Abstand am meisten stört ist aber die KNX-Anbindung. Anfänglich wurde die Loxone mit "KNX kompatibel" beworben, wirklich fertig geworden ist das aber nie, dazu gibt es selbst bei den vorhandenen Funktionen immer noch Fehler. Man hat das Gefühl, dass Loxone gerade so viel getan hat, um KNX Anwender zum Kauf zu bewegen und dann die weitere Entwicklung zugunsten ihres eigenen Ökosystems eingestellt hat. Alles in allem habe ich mich durch diese Politik sehr verschaukelt gefühlt und mich sehr geärgert.
Als grundsätzliches Problem kommt hinzu, dass die interne Logik der Loxone nicht wirklich zu KNX kompatibel ist. Die Loxone erwartet in vielen Logikfunktionen einen Trigger durch einen Impuls (Aus-Ein-Aus), KNX sendet aber Kommandos (bei Ein eben nur ein Ein). Das hat bei mir vielfältige Probleme, Workarrounds und Krücken zur Folge gehabt und trotzdem ist die Funktion nur eingeschränkt. Loxone selbst empfiehlt dazu, die KNX Tastsensoren nur als "dumme" Taster einzusetzen und sie so zu programmieren, das sie beim Drücken "Ein" und beim Loslassen "Aus" senden. Nur klappt es dann nicht mehr mit den KNX Aktoren. Mein Ansatz war immer, so viel wie vernünftigerweise möglich direkt im dezentralen KNX zu realisieren, dass ist dann mit der Loxone Lösung nicht mehr möglich.
Insgesamt habe ich den Eindruck, dass Loxone eher an einem geschlossenen Ökosystem unter ausschließlicher Verwendung ihrer eigenen Hardware gelegen ist.
Zum Schluss noch ein Punkt: Was will man von einem Hersteller halten, der sein eigens, gut laufendes, Supportforum aus für mich nicht nachvollziehbaren Gründen dicht macht. Fand ich eine sehr merkwürdige Aktion, insbesondere bei einem Produkt, dass sich an Endkunden richtet. Aber auch vorher hatte man häufig den Eindruck, dass auf die Wünsche der Kunden nicht wirklich gehört wurde.
Vorweg geschickt sei, dass es sich um meine persönlichen Eindrücke und Erfahrungen handelt. Die einzelnen Punkte wird ein anderer sicher anders bewerten, vielleicht sind sie für ihn auch nicht relevant. Außerdem bin ich wesentlich mehr in der KNX- (und Software-) Welt zu Hause und meine eigene Installation ist zum weit überwiegenden Teil KNX. Manches kann also auch an unzureichendem Wissen auf meiner Seite. Da die Loxones zur Zeit bei mir stabil laufen (das war nicht immer der Fall) habe ich auch länger kein Update mehr installiert, daher kenne ich auch den aktuellen Stand der Software nicht.
Was bei der Loxone zunächste einmal wirklich positiv ist, sie stellt in kompakter Bauform viele Funktionen zur Verfügung. Nur mit Loxone und Netzteil hat man 8 digitale (24V) und 4 analoge (0-10V) Eingänge sowie 8 digitale (230V, 5A) und 4 analoge (0-10V) Ausgänge. Eine entsprechende Kombination auf so engem Raum kenne ich in der KNX Welt nicht, das ganze damals zu dem Preis eines 10-fach KNX Schaltaktors (heute sind die Aktoren deutlich günstiger geworden).
Nach anfänglichen starken Problemen laufen die Loxones jetzt auch stabil. Am Anfang bin ich über eine Menge Bugs gestolpert und auch in die Begrenzung der (aus meiner Sicht zu knapp bemessenen) Hardwareressourcen gelaufen. Auch hat Loxone es immer mal wieder geschafft, bei einem Update Bugs in funktionierende Funktionen einzubauen. Qualitätssicherung scheint da ein Fremdwort gewesen zu sein. Meine damalige Erfahrung war so schlecht, dass ich die Software schon lange nicht mehr aktualisiert habe und nur noch kleinere Änderungen an der Konfiguration vornehme. Das wäre mein erster Hinweis an Euch: Vernünftig getestete Updates mit ausreichender Änderungsdokumentation, in der z.B. Inkompatibilitäten und bekannte Fehler erwähnt werden. Da habe ich aber keine Zweifel, dass das beim Timberwolf gut laufen wird!
Aus der KNX Welt kommend vermisst man vielleicht die Statusanzeige der Kanäle sowie die Möglichkeit zur Handbedienung, außerdem sind nur monostabile Relais verbaut. Mir persönlich gefallen auch die Schraubklemmen nicht, Federklemmen wie z.B. bei Hager finde ich besser, aber die Schraubklemmen sind auch in der KNX Welt verbreitet. Schwerwiegender ist, dass die Relais nur mit 5A dimensioniert sind. Auch hat mir damals eine Angabe zur Isolation gefehlt, wie sieht es aus, wenn man 230V und 24V auf den Relais mischt. Daher habe ich ausnahmslos für alle Ausgänge Koppelrelais verwendet, die bieten dann auch eine Statusanzeige und die Möglichkeit zur Handbedienung, machen aber den Platzvorteil zunichte.
Wirklich schlecht konstruiert ist der SD-Karten Slot an der Seite der Loxone. Um ihn zu erreichen muss man die Abdeckung der Verteilung abnehmen, mit der Gefahr, dass dann auch die 230V in der Verteilung offen zugänglich sein können. In meinen Augen ein absolutes "No go" für einen Slot, den der Endkunde erreichen muss. Zudem sollte links von der Loxone nichts verbaut sein und die Führung der Karte ist so schlecht, dass sie im Gehäuse verschwinden kann. Das dann in Verbindung mit einem früheren Bug, der die SD Karten sehr schnell zerschossen hat hat mich schon fluchend mit der Pinzette vor der Verteilung stehen lassen. Der Bug tritt jetzt wohl nicht mehr auf, vorsichtshalber habe ich aber auch jegliches Logging deaktiviert, was ja nicht im Sinne des Erfinders sein kann.
Allgemein halte ich es für einen Designfehler bei einem solchen System eine SD-Karte als für den Betrieb zwingend notwendiges Bauteil einzusetzen. Zumal ich auch erst von Elabnet weiss, dass es die auch in "gut" gibt. Einen entsprechenden Hinweis hätte ich mir von Loxone gewünscht.
An einer der Loxones setze ich die 1-Wire Extension ein, zum einen weil es gerade praktisch war, vor allem aber weil ich zur Vermeidung von Überspannungsschäden 1-Wire nicht über fast 100m Leitungslänge vom Wiregate in den Außenbereich führen wollte (die Loxone ist über LWL angebunden). Daran betreibe ich in einer sternförmigen Verkabelung (ging nicht anders) einen Multisensor (1m Anschlussleitung), 3 Temperatursensoren (Länge der Anschlussleitung jeweils wie von Elabnet geliefert) sowie zwei Temperatursensoren mit 10m und 15m Anschlussleitung. Ich bin ziemlich sichern dass das selbst mit dem blauen Busmaster problemlos laufen würde, bei der Loxone musste ich den Sensor an der 10m Leitung entfernen, erst danach hat es funktioniert.
Programmiert wird die Loxone über eine Windows Software. Da ich selbst ausschließlich Macs und Linux nutze, muss ich dafür eine virtuelle Maschine vorhalten. Das funktioniert, ist aber lästig, allerdings für die meisten wohl kein Problem. Jedenfalls finde ich eine Webbasierte Lösung wie beim Timberwolf deutlich besser.
Die Programmierung selbst erfolgt grafisch. Da kann ich mir vorstellen, dass es für Einsteiger deutlich einfacher ist, mir gefällt es nicht. Das ganze wird bei größeren Logiken sehr schnell unübersichtlich (daran solltet ihr beim Timberwolf unbedingt arbeiten). Außerdem fehlen Möglichkeiten, die ich als Softwareentwickler gewohnt bin. Nur als Beispiel: Mal eben zwei Versionen der Programmierung vergleichen oder sie vernünftig in einem Git-Repository zu verwalten geht nicht. Häufig hat mir bei der Fehlersuche auch eine Möglichkeit gefehlt, einen Block zeitweise "auszukommentieren". Das ist in der grafischen Programmierung sicher nicht so leicht wie im Quellcode, aber es wären schon Möglichkeiten denkbar. Das gleiche gilt aber z.B. auch für die ETS.
In der Software geht einiges, trotzdem hatte ich das Gefühl schnell an die Grenzen zu gelangen, selbst wenn man innerhalb der Loxone Welt bleibt. Umständlich (aber lösbar) wird es, wenn man externe Datenquellen (z.B. Webseiten) einbinden oder die Werte in eine externe Datenbank schreiben will. Letzteres habe ich so gelöst, dass alle Werte auf dem KNX-Bus landen und Wiregate sowie openHAB sie in RRD, Influx und Postgres Datenbanken schrieben.
Auch bei der Visualisierung kommt man zwar schnell zu einem Ergebnis, aber dann auch sehr schnell an die Grenze. Damit meine ich nicht mal so sehr eine "hübsche" Darstellung, das kann ich eh nicht, eher die Flexibilität. Das klappt selbst mit dem Basic-UI von openHAB deutlich besser, die cometVisu ist noch mal um Größenordnungen flexibler.
Der Punkt der mich mit Abstand am meisten stört ist aber die KNX-Anbindung. Anfänglich wurde die Loxone mit "KNX kompatibel" beworben, wirklich fertig geworden ist das aber nie, dazu gibt es selbst bei den vorhandenen Funktionen immer noch Fehler. Man hat das Gefühl, dass Loxone gerade so viel getan hat, um KNX Anwender zum Kauf zu bewegen und dann die weitere Entwicklung zugunsten ihres eigenen Ökosystems eingestellt hat. Alles in allem habe ich mich durch diese Politik sehr verschaukelt gefühlt und mich sehr geärgert.
Als grundsätzliches Problem kommt hinzu, dass die interne Logik der Loxone nicht wirklich zu KNX kompatibel ist. Die Loxone erwartet in vielen Logikfunktionen einen Trigger durch einen Impuls (Aus-Ein-Aus), KNX sendet aber Kommandos (bei Ein eben nur ein Ein). Das hat bei mir vielfältige Probleme, Workarrounds und Krücken zur Folge gehabt und trotzdem ist die Funktion nur eingeschränkt. Loxone selbst empfiehlt dazu, die KNX Tastsensoren nur als "dumme" Taster einzusetzen und sie so zu programmieren, das sie beim Drücken "Ein" und beim Loslassen "Aus" senden. Nur klappt es dann nicht mehr mit den KNX Aktoren. Mein Ansatz war immer, so viel wie vernünftigerweise möglich direkt im dezentralen KNX zu realisieren, dass ist dann mit der Loxone Lösung nicht mehr möglich.
Insgesamt habe ich den Eindruck, dass Loxone eher an einem geschlossenen Ökosystem unter ausschließlicher Verwendung ihrer eigenen Hardware gelegen ist.
Zum Schluss noch ein Punkt: Was will man von einem Hersteller halten, der sein eigens, gut laufendes, Supportforum aus für mich nicht nachvollziehbaren Gründen dicht macht. Fand ich eine sehr merkwürdige Aktion, insbesondere bei einem Produkt, dass sich an Endkunden richtet. Aber auch vorher hatte man häufig den Eindruck, dass auf die Wünsche der Kunden nicht wirklich gehört wurde.