Robert_Mini hat geschrieben: ↑So Jan 27, 2019 4:26 pm
In Ö haben die EVU konsequent auf elektronische Zähler umgebaut.
Kann mich nicht erinnern, dass es eine Option: "Nicht übertragen" gab.
Dafür kommt aber keiner mehr ablesen
- tja, ob das ein Vorteil ist?
In Deutschland wird zwischen "modernem" und "intelligenten" Meßsystemen unterschieden. Das "moderne Meßsystem" bekommen beim nächsten Zählertausch alle; das ist im Wesentlichen ein Zähler mit optischer Schnittstelle und der Möglichkeit, nach "Eingabe" einer PIN die akkumulierten Werte der letzten 7, 30 und 365 Tage anzuzeigen. Das soll die Bürger zum Energiesparen anregen. Ob sich jemand ernsthaft diesen Riß antut, ist IMO fraglich.
Das "intelligente" Meßsystem bekommen die Betreiber großer (> 10 kWp) Fotovoltaikanlagen und Großverbraucher (> 6000 kWh/Jahr) zwangsweise aufs Auge gedrückt und müssen dies obendein auch noch bezahlen. Die intelligenten Meßsysteme telefonieren die Verbrauchswerte alle 15 Minuten "nach Hause" und geben dem Energievesorger auf diese Weise datenschutzrechtlich hochrelevante Daten an die Hand, mit denen jederzeit festgestellt werden kann, ob und wieviele Menschen daheim sind, ob sie gerade arbeiten (Homeoffice) oder Freizeit haben, etc ... Das versuchen einem die Meßstellenbetreiber zusätzlich damit schmackhaft zu machen, dass sie einem die eigenen Verbrauchsdaten mehr oder weniger schön aufbereitet online wieder zur Verfügung stellen, gerne auch mit einem zusätzlichen Preisschild.
=> modernes Meßsystem will man haben, intelligentes Meßsystem nach Möglichkeit verhindern.
Beide Varianten gibt es im "klassischen" Gehäuse für das althergebrachte Zählerkreuz, und auch für einen eHZ-Einbauplatz (elektronischer Haushaltszähler). Letzteres ist formschöner, braucht weniger Platz im Zählerschrank und ermöglicht einen Zählerwechsel ohne dass die Versorgung der dahinterliegenden Verbraucher unterbrochen werden muss. Letzteres habe ich letztes Jahr in meinem Haus erlebt, das ist wirklich beeindruckend.
Alle "modernen Meßeinrichtungen", die ich bisher in der Hand gehabt habe, übermitteln nicht nur den Verbrauch als Impulse, sondern auch Datentelegramme, die Zählerstände, Spannungsmeßwerte und aktuelle Leistungsabnahme enthalten, bei Mehrtarif- und/oder Zweirichtungszählern gerne auch mehrfach. Hierfür kommt die Smart Message Language SML zum Einsatz. Man verwendet zur Abfrage typischerweise USB-Leseköpfe, die sich dem USB-Host wie ein USB-to-Serial-Adapter zeigen und die einfach die Datentelegramme in der Reihenfolge des Zählers ausspucken. Manche Zähler muss man zum Versand eines Telegramms "kitzeln", andere senden einfach alle n Sekunden ein Telegramm.
Außerhalb der Timberwolf-Welt ist der Volkszähler der De-Facto-Standard zum Ablesen und Visualisieren solcher Stromzähler. Die zum Zähler zeigende Komponente, der vzlogger, funktioniert auch ohne die Middleware und kann die Meßwerte z.B. über MQTT an den Timberwolf senden. Den vzlogger auf dem Wolf selbst laufen zu lassen sollte möglich sein, ist aber vermutlich wegen des notwendigen Zugriffs auf die USB-Schnittstelle anspruchsvoll, und wenn man mehrere Zähler hat, muss man auch noch mit USB-Hubs herumprökeln und die Leseköpfe dem richtigen MQTT-Topic zuordnen. Meine Leseköpfe sind über einen Raspberry Pi angebunden; das würde ich gerne ändern - aber SML habe ich noch auf keiner Timberwolf-Roadmap gesehen. Stefan wird mich gleich korrigieren wenn ich das übersehen habe.
Dieser Text darf als Grundlage für ein Kapitel "Stromzähler-Grundwissen" in der Timberwolf-Dokumentation verwendet werden, wenn Interesse besteht.
Grüße
Marc